ERP in der Automobilindustrie
Was sind die Unterschiede in den Prozessen der Automobilindustrie aus Sicht eines ERP-Systems?
Die Prozesse werden, durch die stark automatisierten und über 100 Jahre entwickelten, optimierten Anforderungen seitens der großen, weltweit agierenden Unternehmen wie Ford, Toyota, Volkswagen, Mercedes, BMW und allen Ihren Mitbewerbern angetrieben. Im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen haben sich hier automatische Prozesse entwickelt, die oftmals nicht nur im Bereich Qualitätsmanagement Vorreiter waren und auch noch sind. Auch die automatisierte Abwicklung mithilfe von EDI und Bewertungssystemen hat zu Anforderungen an die Zulieferkette geführt, welche in anderen Branchen erst sukzessiv Einzug erhält.
Bedeutet das nun, dass eines Tages alle ERP-Systeme oder Module über die Funktionalitäten von Automobilindustrie ERP verfügen sollten?
Nein, nicht alle Funktionen werden benötigt. So wie ein Maschinenbau-Unternehmen keine Fortschrittszahlen für permanente Lieferungen benötigt, wird ein Variantenfertiger aus der Möbelindustrie mit der Integration einer kontinuierlichen Prüfung von Bauteilen nicht glücklich, weil er individuell fertigt. Diese Aufstellung können wir beliebig ergänzen.
Benötigt man wirklich ein eigenes „spezielles“ ERP-System für alles, was mit Automotive zu tun hat?
Es gibt zwei Alternativen.
- Ein Standard-ERP-System, welches über Schnittstellen zu Fremdprodukten von „Partnern“ an die speziellen Bedürfnisse aus dem Automotive-Umfeld angebunden wird.
- Ein ERP-System, in dem nahtlos integrierte Module desselben Herstellers diese Funktionalitäten beinhalten.
Alternative 2 scheint auf den ersten Blick ganz eindeutig die beste zu sein. 3S bietet eine solche Alternative mit 3S Supply für die Automobilindustrie an. Dennoch möchte ich Ihnen ein paar Beispiele geben, wo u. U. Alternative 1 die bessere ist.
Das ist immer dann der Fall, wenn Sie bei Modulen wie Electronic Data Interchange (EDI), Dokumentenmanagement (DMS) oder Qualitätsmanagement (QM) sehr weit in die Tiefe gehen und deshalb auf spezielle Funktionen dieser Module zurückgreifen müssen. Ich will das an einem Beispiel erklären:
Wir haben bei 3S ein DMS, welches Dokumente rechtssicher speichert und verwaltet. Wir haben dieses z. B. für die Archivierung und Zuordnung von Materialzertifikaten oder Zeugnissen direkt an unsere Chargenverwaltung gekoppelt. Auch alle anderen kaufmännischen Funktionalitäten kann unser DMS einwandfrei meistern. Es gibt aber auch Hersteller von großen DMS-Systemen, die mehr können als unser integriertes DMS.
Wenn sich ein Hersteller nur auf DMS, auf QM oder EDI fokussiert, ist es möglich, dass er das besser oder detailreicher macht als wir. Denn bei uns sind das Modul-Bausteine. Der größte Vorteil, über den wir verfügen ist, dass alles schon miteinander verbunden ist. Unsere Module können von Haus aus gegenseitig „miteinander reden“ und benötigen keine Schnittstellen, welche sich ändern können und dann zu Inkompatibilitäten führen, welche Updates verhindern und welche gegenseitige Schuldzuweisungen ins Leben rufen.
Wenn 3S – oder auch ein anderer ERP-Hersteller, der alles, was sie benötigen, integriert hat – Ihnen die Software zeigt, überprüfen Sie bitte genau, ob diese Module auch das können, was sie benötigen oder in naher Zukunft benötigen werden. Im Zweifel lassen Sie sich diese Funktionalitäten einfach bei einem Kunden zeigen, der schon damit arbeitet und fragen Sie nach dessen Erfahrungen.
Sollte diese integrierte Software das, was sie benötigen können, würde ich Ihnen immer zu einem ERP System raten, welches speziell auf Automotive ausgerichtet ist. Denn hier haben Sie keinen Schnittstellenärger, sind Industrie 4.0 sehr viel näher und haben ein und dieselbe Datenbasis und perfekte Kommunikation der Module untereinander. Der Schulungsaufwand ist geringer, Daten sind nicht redundant und müssen nur einmal an einer Stelle gepflegt werden. Auch Berechtigungen und Benutzerrollen lassen sich viel leichter auf einem System umsetzen.
Benötigt ein kleines, junges Unternehmen tatsächliche schon ein relativ teures ERP-System?
Wenn solch ein Unternehmen wächst, kommt eines Tages der Zeitpunkt, wo seine Kunden aus der Automobilindustrie einfach darauf drängen, bestimmte Verfahren durchgängig, eindeutig nachvollziehbar und transparent abzubilden. Wir sind alle Gewohnheitstiere und so wird das Unternehmen zunächst immer versuchen, das bestehende System entsprechend zu ergänzen. Das führt dann dazu, dass manchmal mit Excel, manchmal mit Access oder ähnlichen Hilfsmitteln ausgeholfen wird. Das funktioniert meistens auch am Anfang noch einwandfrei. Aber dann wächst das Unternehmen weiter und es kommen folgende Probleme, die ich durch meine 30-jährige ERP-Erfahrung immer wieder gesehen habe:
- Die Software wird nicht mehr gepflegt oder der Mitarbeiter – aus dem eigenen Unternehmen – der sie erstellt hat, ist einfach ausgeschieden.
- Es greifen mehr Mitarbeiter als früher auf die Daten zu und deshalb funktioniert es nicht mehr immer verlässlich.
- Die Datenmengen nehmen stark zu, und die Software, die anfangs noch super funktioniert hat, bekommt immer mehr Probleme
- Die Vernetzung neuer Tabellen mit bereits bestehenden funktioniert nicht.
- Daten werden falsch oder gar nicht gesichert und es existieren inkonsistente Varianten, die nicht mehr zusammenpassen.
Diese Probleme kann man zeitweise in Kauf nehmen, aber sie wachsen einfach weiter. Bedenken Sie auch, dass es Zeit in Anspruch nimmt, eine neue Lösung zu finden. Übrigens wird keine Lösung den Mitarbeitern des Unternehmens so gut gefallen wie die ursprüngliche, selbst erstellte. Denn diese ist ja genau nur für sie erstellt worden. Hinzu kommt noch, dass Mitarbeiter sich nicht gerne umstellen. Wenn die Arbeitnehmer allerdings bereits merken, wie viel Probleme die alte Lösung macht und daher alles sofort einsehen, haben diese Probleme dem Unternehmen auch schon viel Geld gekostet.
Daher mein Fazit: Nein, ein junges Unternehmen benötigt nicht unbedingt ein ERP-System, welches schon alle Einzelheiten beherrscht. Es sollte aber rechtzeitig auf die Suche gehen, noch bevor die Probleme beginnen. Den Zeitpunkt abzupassen ist nicht perfekt möglich, daher schadet es nicht, sich schon einmal umzusehen. Vielleicht entdecken sie dann sogar weitere Einsparpotenziale oder Optimierungsmöglichkeiten, die eine neue, bessere Software auch schon sofort wirtschaftlicher erscheinen lässt. Lassen Sie uns miteinander reden. Rufen Sie uns oder einen unserer Mitbewerber an. Wir freuen uns alle (ich denke, da spreche ich auch für die Mitbewerber) und reden gerne auch einfach unverbindlich mit Ihnen, wenn es noch nicht so weit ist. Oder Sie sehen sich unser ERP-System einfach mal an und machen sich ein Bild.
Welche Prozesse sollten schon von Anfang an in einem ERP für die Automobilindustrie integriert werden?
Wenn Sie gerade auf der Suche sind oder Ihr Unternehmen neu gründen und ohnehin auf eine neue ERP-Software setzen, sollten Sie als Unternehmen der fertigenden Automobilindustrie auf ein paar Besonderheiten achten.
Zum einen möchten wir Ihren Blick auf unsere ERP-Checkliste zur ERP-Auswahl lenken, welche mit den allgemeinen Geschäftsprozessen eines ERP-Systems schon viele Ihrer Anforderungen berücksichtigen wird. Diese Liste ergänzen wir hier dann noch um folgende Punkte, die Sie als mittelständischer Automobilzulieferer meistens in absehbarer Zeit benötigen werden.
Prozesse auf die Sie ein Auge haben sollten
- EDI-Funktionalitäten z. B. für Abrufaufträge aus vereinbarten Rahmen, welche ihr Kunde permanent, oft sogar mehrmals täglich verändert.
- Fortschrittszahlen, welche für die Zuordnung Ihrer Lieferungen benötigt werden.
- Lückenlose Chargenverfolgung und Chargenherkunftsanalyse, um bei Problemen richtig, schnell und umfassend reagieren zu können.
- Speicherung von Zertifikaten, Prüfzeugnissen, Werkszeugnissen zu den entsprechenden Chargen mit automatischer Ausgabe bei der Lieferung.
- Erstmusterprüfberichte (EMPB)
- Bewertung von Fehlern, deren Auswirkungen und Wahrscheinlichkeiten (FMEA)
- Verwaltung von Rahmenverträgen mit Kunden und Lieferanten und eine möglich automatisierte Zuordnung von Abrufen.
- Eine sehr präzise und aussagekräftige Kalkulation aller Ressourcen
- Eine Werkzeugverwaltung
- Betriebsdatenerfassung mit eingebetteter Messwerterfassung
- Verwaltung alle Materialien, Baugruppen und Stücklisten mit einem Artikelindex, um alle Änderungen noch effizienter verfolgen zu können.
- Eine Schnittstelle zu Ihrer Konstruktion, um aus dem CAD Stücklisten zu generieren und ggf. auch Zeichnungen zu dem Artikelindex zu verwalten.
- Eine Grafische Plantafel, die sich um die Feinplanung Ihrer Produktionsaufträge kümmert.
- Dispositive Planaufträge, welche – auch wenn noch keine Abrufe erfolgt sind – immer dafür sorgen, dass sie wie vertraglich vereinbart lieferfähig bleiben.
- Bewertung Ihrer eigenen Zulieferer (ABC-Analyse / Lieferantenbewertung) mit Einstufung der Lieferanten und Lieferketten nach einem definierbarem Schema.
- Ein CRM, damit alle Daten von Kunden, Lieferanten und deren Ansprechpartnern jederzeit zur Verfügung stehen.
Viele Bausteine oder ERP-Module müssen in der Automobilindustrie zusammenarbeiten. Worauf sollten Sie bei den Schnittstellen achten?
Eine moderne Software nutzt meist schon von sich aus auch unter den eigenen Modulen bereits Schnittstellen für die Kommunikation. Wir bei 3S nutzen z. B. Web APIs, um Informationen auszutauschen.
Zusammen mit unserem 3S Azul Framework wurden Innovationen wie Web API und ein offenes, konfigurierbares Entitätenmanagement-System integriert. Die komplette 3S Software wurde dadurch auf einen Schlag cloudfähig, unendlich skalierbar und browserbasiert bedienbar. Nebenher auch offen für Schnittstellen komplett anderer Systeme, welche mit API oder hier Web API anbindbar sind. Es ist für den Software-Laien nicht gerade einfach zu erkennen, ob eine Software modern ist oder nicht, denn eine tolle Benutzeroberfläche allein wird ihnen nicht helfen. Sie sieht schön aus und bei einer Vorführung oder Demo der Software wirkt auch alles sehr übersichtlich und komfortabel. Aber können Sie als Laie zusätzlich auch unter das (Software) Bett schauen? Hier ein paar Fragen, sie dem Softwarehersteller stellen sollten:
- Zeigen Sie mir, wo die API oder besser Web API beschrieben ist, mit der eine Fremdsoftware (Beispiele folgen) angebunden werden könnte. Die Fremd-Software sollte:
- Einen Artikel anlegen können,
- Einen Produktionsauftrag mit Zeit, Fertigmenge, Ausschuss und Nacharbeitsmengen bebuchen können,
- Offene Posten eines Kunden ausgelesen können.
- Läuft Ihre Software browserbasiert oder muss noch zusätzliche Software auf einen PC installiert werden?
- Arbeitet Ihre Software ohne altmodische Terminalserver, Citrix und Konsorten auf Wunsch in der Cloud?
- Kann die Software bei Bedarf oder bei Problemen auch jederzeit ohne großen Aufwand auf einen lokalen Server wechseln oder sind Sie in der Cloud gefangen?
- Können im laufenden Betrieb releasesichere Anpassungen an Masken, Daten und Funktionen gemacht werden?
Die Technik ist entscheidend
Wenn ein Hersteller solche APIs nicht hat oder direkt zeigen kann, ist das noch nicht schlimm. Wichtig ist es zu wissen, ob die Struktur und Programmierung der Software überhaupt Web APIs zulassen. Das wäre eine Voraussetzung, um einfach und kostengünstig andere Programmteile oder Software von Fremdanbietern vernünftig anzubinden. Voraussetzung auch für eine spätere Anbindung an ein Kognitives RPA, ein Lagersystem oder eine BDE-Software.
Ihre großen Kunden verwenden SAP, wie kann sich Ihr System am besten damit unterhalten?
Neben den Web-APIs geht es im Automotive-Umfeld bei diesem Thema überwiegend um EDI. Electronic Data Interchange ist ein Standardverfahren, mit welchen unterschiedliche ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) Ihre Daten austauschen. Dieser Austausch findet über bekannte Geschäftsprozesse wie Aufträge, Auftragsabrufe, Lieferungen, Lieferankündigungen, Rechnungen, Gutschriften … statt. Diese Geschäftsvorfälle beinhalten dann definierte Daten und werden über definierte Schnittstellen ausgetauscht. Unsere Software verfügt bereits über zahlreiche Anbindungen fast aller großen Automobilfirmen und deren großen Zulieferern.
Diese Firmen wie Volkswagen, Audi, Mercedes-Benz, BMW, Ford, GM, Toyota usw. verwenden vielfach SAP ERP-Systeme, welche dann über diesen Datenaustausch schon an 3S angebunden wurden. Auch große Zulieferer wie Magna sind bereits angebunden. Wir können aber jederzeit auch neue Unternehmen anbinden, denn wir verfügen über jahrelange EDI-Erfahrung und benutzen selbst entwickelte EDI-Services in Rechenzentren in Frankfurt a. M., Oregon, Ohio oder Tokio ganz nach Ihrem Bedarf.
Wenn Sie nicht 3S nutzen oder nutzen wollen, können Sie auch hier wieder über Schnittstellen separate, zugekaufte Software anbinden. Wenn Sie nach EDI googeln, werden Sie sicher fündig und Ihr ERP-Hersteller hat bestimmt auch schon Projekte mit EDI-Anbindungen (dann meist über Partner Schnittstellen) gemacht. Vergleichen Sie Flexibilität und unbedingt den Preis der Lösung: können Sie schon vor Inbetriebnahme einer Lösung erkennen, was die Lösung und der spätere Betrieb der Lösung kostet?
Auch Sie haben Zulieferer und andere Partner für die Fertigung – wie werden die am besten an Ihre Systeme angebunden und integriert?
Das hängt vom ERP-System Ihres Partners ab. Hat er ein ERP-System, mit dem wir über EDI „sprechen“ können, wäre die Kommunikation hierüber eine Möglichkeit.
Wenn der ERP-Partner unbürokratisch und flexibel ist, können wir auch recht einfach und sicherlich kostengünstiger mit ihm zusammen eine eigene Schnittstelle über Web API erstellen.
Die dritte Möglichkeit ist ein System, mit dem wir Ihren Lieferanten ermöglichen, im Web die Werte selbst einzutragen. Das Ganze kann man dann noch kombinieren zu einem System, welches wir 3S Suppliers Plattform nennen. Eine Plattform nicht nur für die Automobilindustrie. Für manche Firmen ist das genial, denn hier können Ihre Lieferanten:
- Ihre Bestellungen einsehen und Lieferavis bei Warenausgang auf Knopfdruck erstellen – Sie und das ERP wissen sofort, wann, was, wie unterwegs zu Ihnen ist und wann es voraussichtlich ankommt.
- Anfragen ansehen und beantworten – Wir müssen dann die angefragten und beantworteten Preise und Lieferzeiten nicht mehr manuell in unser ERP erfassen oder übernehmen.
- Barcode-Etiketten von uns drucken, die ihr Lieferant auf die zu liefernden Behälter oder Teile anbringen, damit wir beim Wareneingang einfach nur noch den Barcode erfassen müssen – Bestellungen, Bestellpositionen und eingehende Mengen sind damit direkt beim Wareneingang erfasst.
Wenn Sie zusätzliche Produkte verkaufen, die nicht aus der Automobilindustrie stammen – kann Ihre Software das auch?
Auch andere Branchen haben Ihre Besonderheiten. Durch unsere große ERP-Bandbreite können wir diese aber meistens integrieren. Manchmal benötigt ein Zulieferer auch noch einen Produktkonfigurator wie ein Variantenfertiger der Farben, Größen etc. berücksichtigen muss. Oder er produziert z. B. Folien, für die wir Funktionalitäten aus der Prozessindustrie hinzufügen müssen. Grundsätzlich würde ich sagen, ja, wir können das auch, müssen aber zunächst darüber reden – zu komplex, das individuell hier zu beschreiben.
Die Automobilindustrie hat hohe Sicherheitsansprüche an alle Systeme – sollten Sie dennoch in die Cloud eines ERP-Anbieters gehen?
Früher waren wir alle sehr vorsichtig. »Meine Daten woanders? In diesem Internet, wo Hacker und Schadsoftware grassieren? Wo jeder Zugriff auf meine Daten hat? – Niemals!«
Das hat sich inzwischen geändert. Noch im Jahr 2015 wären nur 28 % unserer Kunden mit Ihren Daten in eine Cloud gegangen. Mittlerweile sind wir bei über 65 % und ich bin sicher, dass wir zehn Jahre weiter bei über 80 % sind. Natürlich müssen auch hier Voraussetzungen erfüllt sein, von denen ich einige aufführen will:
- Die Internetanbindung des Unternehmens sollte zuverlässig funktionieren. Wenn sie öfter ausfällt, sollte mit einem UMTS- oder LTE-Stick als Notfallreserve gearbeitet werden, denn wir benötigen keine hohen Bandbreiten für die meisten Arbeiten.
- Der Server und die Daten sollten aus Datenschutzgründen in Europa oder Deutschland sein. Unsere 3S Cloud z. B. betreiben wir in Frankfurt am Main in Hochsicherheitsrechenzentren bei Amazons AWS oder Microsofts Azure.
- Der komplette Datenverkehr sollte verschlüsselt sein. Der Server muss über ein Zertifikat verfügen und die Software ausschließlich über verschlüsseltes HTTPS erreichbar sein.
- Ausschließlich sichere Kennwörter und Logins sollten zur Verfügung stehen. Eine Technik wie Multi-Faktor-Authentisierung (MFA) sollte zusätzlich verwendet werden können, mindestens, wenn an fremden PCs gearbeitet wird. Wir erweitern unsere Software z. B. gerade um Google Authenticator für eine einfache 2-Faktor Autorisierung.
Sie wollen effizienter als jetzt arbeiten, schafft eine ERP-Software für die Automobilindustrie das wirklich?
Am Anfang schafft sie das größtenteils nicht. Im Gegenteil – sie werden mehr Arbeit haben als vorher. Danach kommt eine Phase, wo deutlich wird, dass in einigen Bereichen mehr Arbeit anfällt, diese Mehrarbeit aber an anderen Stellen in Summe mehr als wettgemacht wird. Ab jetzt wird es interessant. Wir arbeiten effektiver, aber nicht jeder Mitarbeiter merkt das. Einige User haben mehr Arbeit und andere viel weniger. Unser gemeinsames Ziel ist es, genau das zu erkennen und flexibel auf die veränderten Anforderungen zu reagieren.
Ein komplexes, alle Prozesse der Automobilindustrie umfassendes ERP-System soll eingeführt werden. Wie lange wird das tatsächlich dauern?
Bei manchen Kunden wirken sich die ersten positiven Effekte schon nach Wochen aus, bei anderen dauert es Monate. Es gibt sogar Kunden, bei denen dauert alles länger als vorher. Dennoch erfüllen sie jetzt die Anforderungen nach Dokumentation von Chargen, Lagerbewegungen, Prüfarbeitsgänge und können viel genauer kalkulieren, um damit mehr lukrative Aufträge an Land zu ziehen und haben zudem noch eine viel größere Kontrolle über Ihre Lieferanten und deren Lieferungen.
Es existieren viele verschiedene branchenspezifische ERP-Lösungen für die Automobilbranche. Welches ERP ist das Richtige für Sie?
Ich bin für eine Antwort eigentlich zu parteiisch. Werde trotzdem versuchen, eine gute Antwort für Sie zu finden. Neben 3S existieren noch eine ganze Reihe anderer ERP-Systeme für die Automobilzulieferer auf dem Markt. Ich denke, Sie sollten auf Anhieb fünf finden. Manchmal sind auch welche dabei, die nur behaupten, sie können das. Machen Sie sich am besten ein Bild davon, indem Sie fragen, welches Modul wirklich von dem Unternehmen selbst programmiert wurde und welches über Fremdfirmen zugekauft und angebunden wurde. Hier merken Sie rasch, ob das Unternehmen wirklich das Richtige für Sie ist.
Natürlich gibt es auch tolle Software, mit Fremdmodulen, welche einwandfrei funktionieren. Je mehr Partner jedoch involviert sind, desto komplexer wird das Projekt. Sie zahlen diese Komplexität dann natürlich mit einem Preis und mit Wartezeiten bei Updates. Fast alle ERP-Hersteller korrigieren Fehler mit Updates. Aber Updates betreffen oft auch Schnittstellen. Also müssen Sie länger auf Updates warten, wenn Sie mehrere Fremdprodukte haben. Beispiel dazu? Sie kaufen ein Standard-ERP-System und dieses verfügt über keine eigenen Module wie Buchhaltung, EDI, BDE, Zeiterfassung, CRM, Qualitätsmanagement etc. All diese Module werden dann als Fremdsoftware angebunden, mit Schnittstellen. Überlegen Sie sich das bitte ganz genau. Mehr möchte ich dazu hier nicht sagen.
Auch der Partner muss passen
Wenn Sie nun die richtigen 3–5 Unternehmen gefunden haben, schauen Sie nicht nur auf die Software, sondern auch auf den Partner oder Hersteller. Wenn Sie mit einem Hersteller direkt arbeiten können, sollen Sie dem den Vorzug geben, denn er kann schneller auf Probleme reagieren, als wenn es zusätzlich noch über einen Partner geht. Der Hersteller sollte eine gewisse Größe haben, um Sicherheit für die nächsten 10–20 Jahre garantieren zu können und er sollte aber noch klein genug sein, um flexibel reagieren zu können.
Ich behaupte, dass die besten 3 Firmen, die bei Ihrer Auswahl übrig bleiben, ohnehin die meisten Anforderungen erbringen oder schnell erstellen können. Achten Sie also bitte auch darauf, welcher am flexibelsten für Sie ist, welcher zu Ihnen passt und letztlich auch auf den Preis und die Preismodelle, Wartungskosten und Kosten für Updates und Upgrades und wie oft das vorgekommen ist bisher.
Wie viel Zeit kann ein intelligentes, ganzheitliches ERP in der Automobilindustrie sparen?
Unsere Kunden haben im Schnitt zwischen 10 und 100 ERP-Arbeitsplätze. Wir haben auch Kunden mit weniger als 10 und auch welche mit mehr als 100 ERP-Nutzer, aber das sind meist Ausnahmen.
Ich will daher einmal die Rechnung aufmachen unter folgenden Voraussetzungen:
- 20 Mitarbeiter arbeiten mit dem ERP-System
- Ein Mitarbeiter spart im Schnitt 10 Minuten am Tag.
- Ein interner Stundenverrechnungssatz von durchschnittlich 40 EUR wird angenommen.
Sie sparen als Folge dessen am Tag 200 Minuten, also 133 EUR. Bei durchschnittlich 200 Arbeitstagen im Jahr sind das dann 26.600 EUR. Die Softwarelizenzen plus Dienstleistung sind in wenigen Jahren damit bezahlt. Durch ein Leasing oder durch ein Lizenzmodell, welches monatlich abgerechnet wird, haben Sie keinen Grund mehr zu warten. Haben Sie mehr oder weniger User, verändern sich mit der Ersparnis auch die Lizenzkosten entsprechend. Das schwierige wird eher sein, Sie zu überzeugen, dass die Mitarbeiter tatsächlich 10 Minuten am Tag einsparen. Hierzu empfehlen wir Ihnen einmal ihren Mitarbeitern folgende Frage zu stellen:
»Wie viel Zeit kosten dich entsprechende Arbeiten am PC, was dauert am längsten und was schätzt du, wie viel Zeit könntest du täglich sparen, wenn wir das verbessern würden?«
Notieren Sie sich die Punkte und Potenziale genau, welche die Mitarbeiter nennen. Dann sehen wir uns diese Punkte an und zeigen je Mitarbeiter oder genanntem Prozess das Einsparpotenzial.
Vergessen Sie nicht, die weiteren Punkte wie zuverlässigere Aussagen, bessere Dokumentation und bessere Kundenbindung und Zusammenarbeit.
Über welche Technologien sollte eine Software für die Automobilindustrie und OEMs verfügen?
Wenn Sie eine solche Software neu anschaffen, empfehlen wir Ihnen ein System zu verwenden, das browserbasiert arbeiten kann. Hierdurch muss Software nicht mehr umständlich installiert werden. Durch den Einsatz von Web APIs können zusätzlich auch schneller Partner und ganz andere Software angebunden werden. Mitarbeiter können auf beliebigen Endgeräten wie PCs, Macs, Tablets oder unterwegs sogar auch mit Handys arbeiten. Ein Umzug und auch eine Filiale im Ausland verliert EDV-technisch völlig den Schrecken. Auch für die Zukunftsfähigkeit mit Industrie 4.0, RPA und alle Anbindungen, die wir jetzt noch gar nicht kennen, ist das der wichtigste Punkt.
Lassen Sie sich nicht verunsichern durch ERP-Anbieter, die einfach noch nicht so weit sind. Wir haben für die Umstellung 10 Jahre gebraucht und es hat sehr viel Geld gekostet, auf diese hochmoderne Architektur umzustellen. Ich kann mir vorstellen, dass längst nicht jeder Hersteller schon so weit ist. Was sollte er Ihnen also sagen?
Sie verwenden jetzt schon ein ERP-System, wollen aber umsteigen – welche Herausforderungen entstehen mit der Transformation und einer möglichst reibungslosen Umsetzung?
Das ist unterschiedlich und muss fallweise betrachtet werden. Bei manchen Kunden ist es nicht einfach, alle Daten aus dem alten System zu exportieren, um sie zu übernehmen. Wir erwarten für die Datenübernahme zur Umstellung die Daten in Excel oder CSV Format. Mancher ERP-Hersteller tut sich dabei (absichtlich?) schwer, daher können wir schlecht Prognosen abgeben. Wenn wir – und sicherlich auch die anderen ERP-Hersteller – die Daten einmal haben, ist die Datenübernahme nur noch wenige Tage entfernt.
Parallel dazu dokumentieren wir auf Wunsch Ihre Prozesse, damit später keine Missverständnisse entstehen. Wir erkennen dann schon sehr früh, an welchen Stellen wir Anpassungen vornehmen müssen. Natürlich kennen wir die Vorgänge in der Automobilindustrie genau und können deshalb die Anforderungen auch schnell verstehen.
Keyuser früh involvieren
Nach der Übernahme ist es sinnvoll, mit Keyusern oder einigen Mitarbeitern erste Schulungen durchzuführen. Hierbei werden dann vielleicht auch Anpassungen erfolgen. Schritt für Schritt gehen wir durch die Abteilungen und nehmen letzte Feinjustierungen vor.
Die Herausforderungen sind bei allen Prozessen in der Automobilindustrie besonders dort gegeben, wo die zukünftigen Benutzer unflexibel sind und am liebsten alles so lassen würden, wie es ist. Manchmal ist es auch einfach nur ein Zeitproblem. Schließlich läuft die tägliche Arbeit ja weiter und Ihre Mitarbeiter haben einfach nicht genug Zeit.
Manchen ERP-Herstellern fällt es auch sehr schwer, eine realistische Schätzung für die benötigten Dienstleistungstage abzugeben. Einige sind sogar dafür bekannt, dass sich der Dienstleistungsanteil am Ende immer verdoppelt hat. Auch wir scheitern schon mal mit unserer Prognose, aber unsere moderne Softwarearchitektur macht Anpassungen so schnell und damit günstig, dass wir oftmals mit den Dienstleistungskosten weit unter denen unseren Mitbewerbern bleiben.
Sie müssen Kunden oder Lieferanten aus der Automobilindustrie mit EDI anbinden, um einen automatisierten Austausch von Daten zu implementieren. Welche Softwarelösungen kommen für Sie infrage?
Es gibt nicht viel ERP-Systeme, die ein integriertes EDI-System haben. Eines haben Sie gerade gefunden. Es gibt aber auch tolle EDI-Software, welche an fremde ERP-Systeme angebunden werden kann. Am besten fragen Sie natürlich auch Ihren ERP-Anbieter, vielleicht hat er schon erfolgreich andere Systeme angebunden, die sie dann vielleicht auch mal anschauen können.
Sie wollen kein neues System, Ihre jetzigen Anwendungen sollen nur ergänzt werden. Wie ist das am besten möglich?
Haben Sie bei uns ein Modul entdeckt, welches Sie gerne benutzen würden, ohne gleich unsere ganze ERP-Software zu kaufen? Das ist prinzipiell möglich, aber nicht immer sinnvoll. Es hängt einfach von vielen Voraussetzungen Ihres bestehenden ERP-Systems ab. Nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf. Das kostet nichts. Wir sagen Ihnen schon, wenn es anfängt, Geld zu kosten. Wir sagen Ihnen auch, wenn wir überzeugt sind, dass es unserer Meinung nach nicht sinnvoll ist.